# 5
Verdammt, so sieht also Intelligenz aus!
Die Menschheit soll ja intelligent sein, auch wenn sich manchmal daran zweifeln lässt. Das wirft natürlich die Frage auf, woran wir Intelligenz erkennen. Daran wird seit Jahren viel geforscht, unter anderem bestätigten Forscher der University of Minnesota vorherige Untersuchungen, die nahelegen, dass vier Merkmale auf Intelligenz hindeuten: Fluchen, Unordnung, Nachtaktivität und wenig Freunde. Scheiße, ja! Die Studie ist schon älter, aber ich liebe das Ergebnis: Ich bin intelligent, weil mein Kopf mit Wichtigerem beschäftigt ist als mit Aufräumen und weil Chaos meine Kreativität befördert. Außerdem weil ich gern und ausgiebig fluche und mit unangemessenen Wörtern um mich werfe – viele andere, die das auch tun, schneiden in IQ-Tests überdurchschnittlich gut ab. Und ich bin intelligent, weil ich wie Charles Darwin, Präsident Obama und Keith Richards nie vor drei Uhr nachts ins Bett komme. Und weil ich nur fünf gute Freunde habe, alle anderen habe ich vergrault, mit Fluchen und Ähnlichem. Denn während Menschen normalerweise glücklicher werden in Gesellschaft, werden intelligentere Menschen unzufriedener durch viel soziale Zeit. Wem geht es noch so? Macht euch nichts draus, es ist ja nicht schlimm, intelligent zu sein.
# 4
Sind Esel stur – oder Individualisten?
Ganz klar: Individualisten. Die Evolution hat Esel gelehrt, erst zu denken, dann zu handeln und allein ihre Entscheidungen zu treffen. Im Gegensatz zu Pferden kennen sie keine Hierarchien, Unterordnung ist ihnen fremd. Befehl und Gehorsam funktionieren beim Esel nicht. Nur auf Augenhöhe und mit Geduld lässt er sich etwas sagen, er denkt selbst immer mit. Genau das wird Eseln als Sturheit ausgelegt. Aus Esel-Perspektive ist das aber die beste Strategie. Sie stammen aus kargen, gebirgigen Gegenden, in denen eine vorschnelle Entscheidung tödliche Folgen haben könnte, zum Beispiel durch einen Fehltritt. Außerdem waren sie aufgrund von Futtermangel vereinzelt und weit verteilt auf Nahrungssuche, mussten also in der Not allein ihre Entscheidungen treffen. Das hat sie zu eigenverantwortlichen Individualisten gemacht, die dennoch in einer Herde leben - und gern kuscheln.
Lust auf mehr Esel-Wissen? Dann wäre vielleicht eine Eselwanderung eine gute Idee. In Hamburg zum Beispiel bei der Eselei in Bergedorf.
# 3
Schisslaweng – das ist der Wind
Schisslaweng, das Wort hatte ich ewig nicht mehr gelesen, aber in meinem letzten Lektorat tauchte es unerwartet auf. Ich mag alte Worte und würde so manches gern vor dem Aussterben bewahren. Spontan setzte ich Schisslaweng auf meine Liste der vom Aussterben bedrohten Worte. Aber war es richtig verwendet? Und richtig geschrieben? Der Duden wusste Rat: alles richtig. Nebenformen: Zislaweng, Cislaweng, veraltender Ausdruck für: mit Schwung, mit einem besonderen Kniff, Dreh. Vielleicht berlinisch entstellt vom französischen "ainsi cela vint" = so ging das zu. Ich suche weiter: Möglicherweise ist es auch abgeleitet von "c'est le vent" = das ist der Wind. Das klingt ähnlicher, oder? Alternativ bezeichnet Schisslaweng kleinere Zusätze und Ergänzungen, die es eigentlich nicht braucht, die aber den Eindruck von Schwung und Leichtigkeit erzeugen. Wie auch immer, Schisslaweng meint Schwung und Leichtigkeit. Das ist genau das, was ich jetzt brauche. Jede Menge Schisslaweng, bitte, sofort!
P.S.: Es gibt auch einen Online-Comic von Marvin Clifford mit dem Titel Schisslaweng - vielleicht für die erste, schnelle Portion Schisslaweng.
# 2
Das Einhorn – wer hat's erfunden?
Kurz gesagt: Wir. Wir alle haben es erfunden und erhalten es am Leben - seit über 2.000 Jahren. Tatsächlich waren wir laut Überlieferungen schon im dritten und vierten Jahrhundert vor Christus von Einhörnern fasziniert. Erstmalig beschrieben wir sie in Indien und Äthiopien, und zwar als kleine, flinke, ziegenartige, scheue Wesen, die oft in allen Farben schillern und ein großes Horn auf der Stirn tragen. Nachdem dann der Grieche Ktesias Einhörner in seinem Werk über Indien erwähnte, mehrten sich die Berichte über Einhorn-Sichtungen. Das wiederrum führte dazu, dass sich weitere Naturkundler mit dem Phänomen beschäftigten, was zu noch mehr Sichtungen führte. Bis ins 19. Jahrhundert glaubten wir offiziell an die Existenz von Einhörnern. Die letzten wurden um 1840 mit einem Teleskop auf dem Mond gesichtet - inmitten von geflügelten Menschen. Und heute, nun, heute glauben wir inoffiziell weiter an Einhörner. Es macht halt einfach zu viel Spaß.
# 1
Jemandem aufs Dach steigen – woher kommt der Spruch?
Die Redewendung kennt wohl jeder, aber wieso sagen wir so etwas, wenn wir jemandem mal so richtig zurechtweisen und unserem Ärger Luft machen wollen? Der Ursprung liegt vermutlich in einem mittelalterlichen Gesetz. Danach war jede und jeder unter seinem eigenen Dach geschützt und unantastbar. Wer nicht unter diesem Dach wohnte, durfte das Haus nicht einfach so betreten. Praktisch, aber auch problematisch, wenn sich jemand schuldig gemacht hatte und in seinem Haus versteckte. Sollte Recht gesprochen werden und die Übeltäterin oder der Übeltäter wollten sich nach einer angemessenen Frist nicht stellen, wurde ihnen deshalb das Dach abgedeckt. Das war mit ein paar Leuten relativ schnell erledigt. Ohne schützendem Dach konnten die Beschuldigten dann aus ihrem Haus geholt werden, ohne dass gegen das Gesetz verstoßen wurde. Und die - gesetzestreue - Gemeinschaft konnte im wahrsten Sinn des Wortes ihrem Ärger Luft machen und Recht sprechen - tadeln, anklagen und Strafen auferlegen. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.